"Der nachhaltigste Eindruck am Grund des Meeres ist märchenhafte Unwirklichkeit.
Wie in 'Alice im Wunderland' wirken Begriffe und Erfahrungen völlige überholt."
William Beebe [1]
Prolog
Nachdem wir im letzten Jahr den OWD-Tauchschein gemacht hatten und danach einige Erfahrungen sammeln konnten
(26 bzw. 32 Tauchgänge), sowohl in heimischen Seen als auch im Meer, entschlossen wir uns den PADI AOWD-Kurs
in Angriff zu nehmen. Uns macht das Tauchen viel Spaß, wir kamen inzwischen mit der Tarierung und anderem ganz
gut zurecht und wollten uns noch weiterbilden. Zudem setzen viele Tauchbasen ein höheres Brevet für bestimmte
Aktivitäten voraus. Die Kursunterlagen (Buch + DVD) hatten wir uns bei unserer Tauchschule in Böblingen besorgt
und schon zuhause durchgearbeitet.
Wir brauchten nicht lange zu überlegen und entschlossen uns dieses Jahr wieder eine Woche ans farbenprächtige
Rote Meer zu gehen. Es ist einfach einmalig, wer es einmal gesehen und erlebt hat, weiß das. Wunderschöne
Korallengärten und ein großer Fischreichtum erwarten einen dort. Schon Jacques Cousteau bezeichnete es als
"Korridor der Wunder". Einen passenden Flug von Stuttgart nach Hurghada hatten wir schnell gefunden und übers
Internet Ende November 2014 gebucht. Als Unterkunft wählten wir wieder das Hotel vom letzten Jahr. Etwas für
Sparfüchse (246 Euro für 7 Nächte), mehr brauchten wir nicht. Als Tauchbasis kam für uns nur
James & Mac in
Frage. Wir hatten uns dort letztes Jahr sehr wohl und gut betreut gefühlt und einen unbeschwerten Tauchurlaub
genossen.
Anreise ans Rote Meer nach Hurghada
Den Reisetermin konnten wir kaum erwarten, wir freuten uns sehr auf die Sonne und die Wärme am Roten Meer.
Dort hatte es zu dieser Zeit so um die 30 Grad, bei uns in Deutschland war es kalt und regnerisch. Trotz des
Bahnstreiks zu der Zeit waren wir rechtzeitig am Stuttgarter Flughafen. Der Check-In verlief problemlos. Dieses
Jahr haben wir uns noch eigene Tauchanzüge und Tarierjackets gekauft, dementsprechend schwer wurde unser Gepäck.
Darum sind wir bereits letztes Jahr von unseren heißgeliebten Backpacker Rucksäcken auf geräumigere Trolleys
umgestiegen. Man kann sie zur Not auch als Rucksack verwenden.
Nach viereinhalb Stunden Flug kamen wir wohlbehalten um 18:15 Uhr in
Hurghada an, wo wir von wohligen 28 Grad
Celsius begrüßt wurden. Die Einreise verlief problemlos, wir hatten uns die Visas schon zuhause bei der Botschaft
in Berlin besorgt. Auf dem Flughafen geht es meist hektisch zu und wir wollten uns den Ärger mit der Visabeschaffung
vor Ort ersparen. Als wir unser Gepäck hatten, holten wir uns noch Ägyptische Pfund am Geldautomaten, bevor wir uns
auf den Weg nach draußen machten. Kofferträger sollte man gleich abwimmeln, um dreiste Trinkgeldforderungen zu
vermeiden. Das gilt auch für Ägypter, die Gepäckwagen gegen ein Pfand anbieten. Das Geld sieht man nie wieder.
Danach hatten wir - wie schon letztes Jahr - wieder etwas Stress mit den Taxifahrern, da niemand das Hotel kannte
oder kennen wollte und sie völlig überzogene Preise verlangten. Das hinterläßt schon einen etwas bitteren
Nachgeschmack. Zum Glück hatten wir uns die Hoteladresse (teilweise in arabischer Sprache) samt Telefonnummer
ausgedruckt und konnten es dem Fahrer zeigen. Wir einigten uns dann auf 15 Euro, wobei der faire Preis so bei
25 bis 30 Pfund (3,50 Euro) liegt. Aber was soll man machen, irgendwie mußten wir zu unserem Quartier kommen.
Für die Taxifahrt brauchten wir wieder Nerven wie Stahl, da der Fahrer wild hupend und wie ein Bekloppter durch
die Stadt fuhr.
Nachdem wir unsere Sachen verstaut hatten, gingen wir zum Abendessen ins
Bombay Swiss Way, wo es uns schon letztes
Jahr gut gefiel. Unser liebster Platz war auf der offenen Terrasse, von der man einen guten Blick auf die Straße
und ins Restaurant hat. Am ersten Abend brauchten wir noch eine Jacke, tagsüber war es angenehm warm. Am nächsten
Morgen wurden wir pünktlich um 9:50 Uhr von einem Fahrer der Tauchbasis abgeholt.
Ankunft bei James & Mac und der erste Tauchgang
Nachdem wir den Papierkram erledigt hatten, fuhren wir für den Check-Dive und ersten Tauchgang zum Hausriff
der Schwesterbasis
Blue Water Dive Resort. Unser Guide und Tauchlehrer für die nächsten Tage war Hamdi. Ein
sympathischer und kompetenter Kerl, mit dem es Spaß gemacht hat zu tauchen. Am Schluß hatten wir ihn richtig
ins Herz geschlossen. Da wir schon einmal hier waren, brauchten wir keinen Check-Dive machen, nur die richtige
Bleimenge mußte bestimmt werden.
Der Check-Dive wäre aber kein Problem gewesen. Zuhause hatten wir im Hallenbad unsere neue Ausrüstung getestet
und dabei auch Maske ausblasen und anderes geübt. Der erste Tauchgang verlief ganz unspektakulär, ganz gut zum
eingewöhnen. Unterwegs sahen wir einige Flöten- und Kugelfische. Zum Anschluß gab es auf einem der Tauchboote
ein leckeres ägyptisches Mittagessen und später genossen wir noch an Deck die wärmende Sonne.
Tagsausfahrten und Beginn des AOWD-Kurses
Für die nächsten fünf Tage waren Tagesausfahrten mit zwei Tauchgängen vorgesehen. An den ersten beiden Tage
hatten wir noch Zeit zum eingewöhnen. Das Wasser hatte 22 - 23 Grad, die Sicht war bei ruhigem Wasser erstklassig.
Erst am dritten Tag sollte es mit dem AOWD-Kurs losgehen. In dieser Zeit lernten wir schöne neue Tauchplätze wie
Shaab Pytra, Shaab Eshta und
Marsa Abu Galawa kennen und sahen unter anderem einen Red Sea Walkman (Teufelsfisch,
sehr giftig), eine Schildkröte und große Muränen.
Spezialtauchgänge Tarierung, UW-Navigation und Nachttauchen
Am dritten Tag konnten wir etwas länger schlafen, dafür standen die ersten drei Tauchgänge (Tarierung, UW-Navigation,
Nachttauchgang) für den AOWD-Kurs auf dem Plan. Hamdi hatte uns am Vorabend die Wiederholungsfragen ausgeteilt, die
wir mit ihm vor den Tauchgängen an Bord durchsprachen. Insgesamt waren wir vier Kursteilnehmer. Als erstes kam der
Tauchgang Tarierung in Perfektion, der uns am meisten gebracht hat. Es ist die wichtigste Tauchfertigkeit und hilft
auch Luft und Energie zu sparen. Neben einer nochmaligen Prüfung der korrekten Bleimenge machten wir Übungen wie
Balancieren auf den Flossenspitzen (Pivotierung), Hovering durch Lungentarierung und andere.
Nach einer ausgiebigen Mittagspause steuerten wir den nächsten Tauchplatz
Shaab Pytra für den Pflichttauchgang UW-Navigation an.
Bevor es ins Wasser ging, machten wir uns an Bord mit der Handhabung des Kompasses vertraut. Unterwasser hatte Hamdi
dann ein Quadrat (ca. 15 x 15 Meter) markiert, das jeder unserer Gruppe mit Hilfe des Kompasses abtauchte. Dabei
tauchte Hamdi direkt über einem, um zu schauen, ob wir das auch richtig machen. Zum Abschluss sollten wir mit Hilfe
des Kompasses zurück zum Boot finden, was auch gut gelungen ist. Als Besonderheit konnten wir unterwegs zum ersten
Mal einen Torpedorochen sehen. Er besitzt ein elektrisches Organ und kann Stromschläge bis zu 200 Volt erzeugen.
Für den Nachttauchgang blieben wir am gleichen Tauchplatz. Nach dem Abendessen ging es dann los: ausführliches
Briefing und Erläuterung der Lampen sowie der speziellen Zeichen und Signale, die beim Nachttauchen verwendet
werden. Als wir um 18:28 Uhr in Neptuns Reich abtauchten, war es noch nicht ganz dunkel, so daß man ohne Lampe
noch einige Minuten etwas sah und sich gut orientieren konnte. Fast die ganze Zeit wurden wir von einem Rotfeuerfisch
begleitet. Da sie nachts auf Jagd gehen, sind Taucher mit Lampen eine willkommene Hilfe. Aber als Krönung dieses
Tauchgangs entdeckten wir im Schein unserer Lampen eine Spanischen Tänzerin (eine der größten Nacktschnecken)
mit ihrem rot leuchtenden "Kleid". Wir hatten wirklich großes Glück, manche Taucher müssen viel Geduld haben,
bis sie ihr erstes Exemplar beobachten können.
Spezialtauchgänge Tief- und Strömungstauchen
Am folgenden Tag hatten wir noch die letzten zwei AOWD-Tauchgänge vor uns. Dafür ging es zuerst zum
Carlsons Corner,
wo wir uns dann für den zweiten Pflichttauchgang "Tieftauchen" vorbereiteten. Beim Briefing wurde ausgemacht, das wir
uns am tiefsten Punkt in den Sand setzen, um ein paar einfache Rechenaufgaben zu lösen. Hamdi würde uns dann per
Handzeichen eine Zahl anzeigen, zu der wir 7 hinzuaddieren und das Ergebnis anzeigen sollen. Diese Übung sollte uns
zeigen, daß die Denkfähigkeit und die Konzentration in der Tiefe schon (stark) eingeschränkt ist. Der Abstieg ging
dann schneller als gedacht und da es im Roten Meer in 30 Meter (fast) genauso hell wie an der Oberfläche ist, bemerkten
wir die Tiefe gar nicht.
Als wir uns in den Sand setzten, zeigte mein Tauchcomputer 30,4 Meter an. Der Tiefenrausch stellte sich weder bei
Amélie noch bei mir ein, ist aber eine Gefahr, auf die man achtgeben muß. Nachdem wir abwechselnd unsere Aufgaben
gelöst hatten, machten wir uns wieder auf den Rückweg. Am Carlsons Corner gibt es Wrackteile eines gesunkenen
Fischerbootes in etwa 5 Meter Tiefe, ideal zum entspannten Austauchen.
Nun fehlte uns noch der fünfte und letzte Spezialtauchgang, das Strömungstauchen. Unserer Meinung nach die schönste
aber auch eine der gefährlichsten Arten des Tauchens. Dafür steuerten wir
Giftun Ham Ham an, einen Drifttauchplatz
an der Ostseite der kleinen
Giftun Insel. Nach einer schönen langen Mittagspause ging es dann los. Beim Strömungstauchen
läßt man sich mit der Strömung treiben, davor wird mit der Boots-Crew der Wiederaufnahmepunkt ausgemacht.
Die Strömung ist an diesem Tauchplatz schwer einzuschätzen, sie reicht von sehr stark bis nicht vorhanden. Heute war
sie so gut wie nicht vorhanden. Schade, aber was soll man machen. Dafür hatten wir auf den Malediven fast nur
Strömungstauchgänge, mit denen wir gut zurecht kamen. Unterwegs gab es große Kofferfische, Muränen, Zackenbarsche
und schöne Gorgonien zu sehen. Zum Abschluß der Ausbildung brachte uns unser Tauchlehrer Hamdi noch bei, wie man
mit einer Signalboje umgeht und sie einsetzt. Nun war es amtlich, wir hatten die nächste Stufe unserer Tauchausbildung
erklommen und das galt es zu feiern. Dazu gingen wir, wie jeden Abend, ins
Bombay Swiss Way. Dort gefiel es uns
einfach zu gut. Inzwischen begrüßte man uns dort mit Handschlag.
Ausklang, ruhiger Tag bei Shaab Abu Nugar
Am Tag vor unserer Heimreise konnten wir noch zwei sehr entspannte Tauchgänge genießen. Zuerst suchten wir Shaab Abu
Nugar auf, einen schöner Tauchplatz mit vielen bewachsenen Korallenblöcken. Zu sehen gab es neben unzähligen bunten
Rifffischen eine freischwimmende Muräne, einen Teppichkrokodilfisch und eine Schildkröte. Für unseren letzten
Tauchgang wechselten wir zum Tauchplatz Shaab Rur Um Gammar. Der Ausstieg am Schluß erfolgte an der Strömungsleine.
Unterwegs gab es einen Napoleon, nochmal eine Schildkröte und Riesenkugelfische zu sehen.
Fazit
Da wir zum zweiten Mal bei
James & Mac waren, kannten wir die Tauchbasis, einige Mitarbeiter und die Abläufe auf
den Tauchbooten. Für uns war dadurch alles noch entspannter und wir konnten die Tage unter und über dem Wasser
genießen. Die Faszination an der wunderschönen Unterwasserwelt des Roten Meeres hat darunter nicht gelitten. Im
Gegenteil, der AOWD-Schein macht Lust auf mehr.
Neben den leicht zu betauchenden und häufig angefahrenen Tauchplätzen wie zum Beispiel
Shaab Sabina oder
Carlsons
Corner gibt es in
Hurghada auch noch atemberaubend schöne Tauchplätze wie
Police-Station, Erg Somaya oder
Stone
Beach, an denen Anfänger nicht viel verloren haben, weil sie durch ihre Tiefe und Strömungsverhältnisse ziemlich
anspruchsvoll sind.
James & Mac ist eine gut organisierte und professionelle Tauchbasis, wo einfach alles paßt: unkomplizierte Online-Buchung
der Tauchpakete, Fragen per E-Mail wurden schnell beantwortet, pünktlicher Abholservice, gute Aufteilung der Taucher
auf den Booten, ein Höchstmaß an Sicherheit, freundliche und kompetente Mitarbeiter und vieles mehr. Wenn man mal von den
Taxifahrern am Flughafen absieht, sind uns in
Hurghada nur freundliche Menschen begegnet. Wir kommen gerne wieder.
Unsere Tauchplätze:
• Hausriff vom Blue Water Dive Resort
• Shaab Pytra
• Shaab Eshta
• Marsa Abu Galawa
• El Fanadir Foc Foc Foc
• Carlsons Corner
• Giftun Ham Ham
• Shaab Abu Nugar
• Shaab Rur Um Gamar
Längster / tiefster Tauchgang: 60 Minuten / 30,4 Meter
[1] Amerikanischer Zoologe und Taucher