2022 | Namibia - Mit dem Toyota Hilux 4x4 durch endlose Weiten
Dünenlandschaft im Sossusvlei
Willkommen in Namibia - Welkom in Namibië
Vorbereitung
Den afrikanischen Kontinent, wenn man mal vom Tauchen in Ägypten und Djibouti absieht, haben wir beide zusammen bislang noch nicht besucht.
In meiner Jugend war ich einmal vier Monate mit dem Fahrrad in Westafrika unterwegs, aber das ist eine andere Geschichte. Unsere für 2020
geplante Reise nach Botswana von Südafrika aus, fiel wegen Corona ins Wasser. Wir entschieden uns dann für Namibia, da es einen Direktflug
von Frankfurt nach Windhoek gab, keinerlei Einreisebeschränkungen bezüglich Corona und wir mussten keine Landesgrenze überschreiten.
Zu guter Letzt fanden wir Namibia vom Bauchgefühl her sicherer als Südafrika. Da wir in den letzten Jahren auf unseren großen Reisen immer
als Selbstfahrer und in eigener Regie unterwegs waren, kam auch für Namibia nichts anderes in Frage. Wir entschieden uns für den Klassiker
Toyota Hilux Double Cab mit 4x4 Allradantrieb, kompletter Campingausrüstung und Dachzelt.
Die Doppelkabine braucht man, auch wenn man nur zu zweit fährt. Auf der Rücksitzbank lagen unsere Fotorucksäcke, Getränkeflaschen und Diverses.
Die Ladefläche hinten war voll mit den Boxen der Campingausrüstung, Kühlschrank, Reserverad, Nahrungsmittel und unseren Trolleys. Beim Camping
kann man die Natur viel besser genießen und das Sitzen am Lagerfeuer abends ist auch ein Teil des Afrika-Feelings. Trotzdem haben wir ungefähr
die Hälfte der Übernachtungen in Lodges und Gästehäusern vorgesehen, da wir auch gerne mal in einem großen Bett schlafen und unser eigenes
Bad haben.
Von drei Autovermietungen holten wir Angebote ein, entschieden uns dann für Caprivi Car Hire mit Sitz in Windhoek. Für uns hatten sie das Angebot
mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Ein etwas größeres Dachzelt (1,4 m x 2,4 m) haben wir uns auch reserviert. Der Mailverkehr mit ihnen
war sogar auf Deutsch möglich und völlig unkompliziert. Problemlos konnten wir alles erledigen. Ende März 2022 buchten wir den Flug und den
Geländewagen. Danach übernahm Amélie die Routenplanung und suchte nach und nach die Unterkünfte und Campingplätze aus.
Der Routenverlauf im Überblick (insgesamt 4.039 gefahrene Kilometer)
Nach 10 Stunden Flug kamen wir kurz nach 8 Uhr sicher auf dem Hosea Kutako International Airport vor den Toren von Windhoek an.
Namibia begrüßte uns mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein. Wir flogen mit Eurowings Discover, der Service ließ zu wünschen
übrig, aber was soll's! Endlich waren wir in Afrika. Zu Fuß ging es dann zum Flughafengebäude. Dann mussten wir ein Einreise- und ein
Covid-19 Formular ausfüllen, bevor wir zu den Schaltern gingen, vor denen bereits längere Warteschlangen waren. Ansonsten gab es keine
Probleme. Am Gepäckband drehten unsere Trolleys bereits ihre Runden. Beim Einreisestempel im Pass prüften wir gleich, ob das Ausreisedatum
korrekt eingetragen wurde. Wenn es zu kurz bemessen ist, kann es zu drastischen Strafen führen.
Am Ausgang zur Ankunftshalle sahen wir unseren Fahrer, der ein Namensschild in der Hand hielt. Unser Gästehaus Villa Moringa in Windhoek
organisierte für uns das Taxi. Vom Flughafen in die Stadt sind es ungefähr 43 Kilometer. Nach der freundlichen Begrüßung baten wir ihn kurz
zu warten, da wir noch am ATM Geld abheben wollten, was bei Amélie erst beim zweiten Versuch klappte, bei mir gar nicht. Für alle Fälle
wollten wir noch eine namibische SIM-Karte kaufen, aber auf die Schnelle sahen wir keinen Laden dafür in der Halle.
Dann ging es nach draußen, wo es um diese Zeit schon sehr warm war. So gefühlte 28 Grad. Eine gute halbe Stunde dauerte die Fahrt zu unserer
Unterkunft Villa Moringa, die in einer schönen und sicheren Gegend im Ostteil von Windhoek im Stadtteil Ludwigsdorf liegt. Auf der Fahrt konnten
wir schon mal einen ersten Eindruck von der Weite Namibias gewinnen. Die Landschaft ist sehr trocken und geprägt von Buschsavannen.
Ein Klippschliefer im Garten der Villa Moringa, eines der ersten Tiere die wir sahen.
Windhoek | Der erste Tag in Namibia
Im Gästehaus wurden wir freundlich empfangen und konnten auch gleich auf unser Zimmer, das einen guten Eindruck machte. Nach einem Bad im Pool, der
kühler als gedacht war, legten wir uns erst mal bis zum Nachmittag aufs Ohr. Die lange Reise war anstrengend und im Flieger können wir nicht schlafen.
Zum Glück gibt es hier keine Zeitverschiebung. Später sahen wir die ersten Tiere im Garten, ein paar Klippschliefer, kleine Rosenpapageie und
Graulärmvögel.
Den Tag ließen wir im legendären Joe's Beerhouse ausklingen. Ja, auch wir haben es getan und nicht bereut. Unser Gästehaus bestellte uns ein Taxi,
es war der gleiche Fahrer, der uns vom Flughafen abholte. Für die Rückfahrt gab er uns seine Mobilfunknummer. Wir hatten nicht reserviert, was sich
empfiehlt, darum bekamen wir einen Platz an einem rustikalen Holztisch im überdachten Restaurantbereich. Die Atmosphäre war urig, skurril, schwer
zu beschreiben. Die Räume sind bis unters Dach originell dekoriert und ein regelrechtes Kuriositätenkabinett. Überall stehen leere Jägermeisterflaschen
auf Simsen und Regalen, hunderte, tausende. Sauerkrautdosen im 10-Kilogramm-Format, riesige Wurstrollen, Antilopenköpfe mit Geweih und vieles mehr
ist irgendwie an der Decke und an den Wänden befestigt.
Zum Essen gibt es hauptsächlich Wildgerichte, wie Zebra, Kudu oder Springbock. Vegetarier haben es bei Joe's etwas schwerer. Amélie entschied sich
für Lasagne, ich nahm das Namib Trio mit Kudu-, Zebra- und Springbock Lendenstücken. Das kühle Windhoek Lager Bier, nach deutschem Reinheitsgebot
gebraut, schmeckte ausgezeichnet dazu. Inzwischen war der Laden voll, die Stimmung gut, es wurde viel gelacht und das Personal war ebenfalls gut
drauf. Neben Touristen sahen wir auch viele Locals, die auf ein Bier oder zum Essen kamen. Hier gefiel es uns gut, jetzt fühlten wir uns angekommen
in Namibia. Später bestellte jemand vom Restaurant unser Taxi und wir verabschiedeten uns bereits früh ins Reich der Träume.
Joe's Beerhouse
Windhoek | Stadtrundfahrt
Wir verbrachten noch einen Tag in Windhoek, da in der Kalahari Anib Lodge, unserem nächsten Ziel, erst für den kommenden Tag ein Platz auf der Campsite
frei war, wir aber unbedingt dorthin wollten. Tags zuvor fragten wir im Gästehaus, ob sie jemanden wüssten, der gut Englisch spricht und uns ein wenig
von Windhoek zeigen kann. Um 9 Uhr holte uns ein junger sympathischer Namibier zur Stadtrundfahrt ab, die ungefähr drei Stunden dauerte. Zuerst steuerten
wir einen Laden an, um für Amélie endlich eine SIM-Karte zu kaufen.
Unser Fahrer, seinen Namen haben wir leider vergessen, half ihr auch beim Kauf sowie beim Einlegen und Aktivieren der Karte. Der nächste Halt war bei
der Christuskirche, die als Wahrzeichen der Stadt gilt und von 1907 bis 1910 erbaut wurde. Nach einem Spaziergang zum Tintenpalast, dem Sitz des Parlaments,
besuchten wir das Unabhängigkeits-Gedenkmuseum, das an die Geschichte des Kolonialismus in Namibia sowie an den Kampf um die Unabhängigkeit erinnert.
Anschließend schauten wir uns den alten Bahnhof an, der aus der Kolonialzeit stammt und fuhren noch zur Township Katutura, ein Vorort, der noch unter
der Führung Südafrikas infolge der Apartheitspolitik entstand.
Zum Abschluss setzte er uns bei einem Restaurant ab, wo wir zu Mittag aßen. Danach riefen wir ihn an und er fuhr uns wieder zurück zur Villa Moringa.
Am Abend ließen wir uns per Taxi ins Fresh'n Wild fahren und wieder abholen. Wir hatten nicht reserviert, aber es war kein Problem einen Tisch im Garten
zu bekommen. Zur Stärkung gab es ein leckeres Abendessen. Später packten wir unsere Sachen für die Abreise und gingen wieder früh schlafen.
Die Christuskirche in Windhoek
Windhoek | Das Abenteuer beginnt
Am nächsten Morgen waren wir gut ausgeruht und um 9 Uhr holte uns Pieter von Caprivi Care Hire ab. Während der Fahrt erzählte er uns, dass er Kunden hat,
die seit 10 Jahren regelmäßig jedes Jahr nach Namibia kommen. Mal sehen, ob es uns auch so geht. Der Papierkram und die Einweisung dauerten etwa zwei Stunden.
Ohne Hast zeigte uns eine Mitarbeiterin, die auch sehr gut Deutsch sprach, unter anderem, wie man das Dachzelt auf- und abbaut.
Es empfiehlt sich wenigsten eine Nacht in Windhoek zu verbringen, um dann am nächsten Tag ausgeruht, mit gestärkten Kräften und konzentriert den Wagen zu
übernehmen, das Gepäck am richtigen Platz zu verstauen und Vorräte für die nächsten Tage sollte man auch noch einkaufen. Schließlich muss man sich noch an
das Fahrzeug und den Linksverkehr gewöhnen. Ein großer Geländewagen mit Allradantrieb und mit Dachzelt ist viel schwerfälliger und reagiert anders als der
Pkw zuhause. Zudem ist Windhoek auch ein Teil von Namibia und somit eine lohnenswerte Etappe einer Reise.
Nachdem wir beim Autovermieter alle Details geklärt hatten, steuerten wir die Auas Valley Shopping Mall an, keine 200 Meter entfernt, wo wir Nahrungsmittel,
ausreichend Trinkwasser in 5 Liter Behältern, Feuerholz, Bier und Wein einkauften. Nachdem wir alles beisammen und im Wagen verstaut hatten, ging es endlich
los. Vor uns lagen rund 280 Kilometer über die Teerstraße B1 bis zur Kalahari Anib Lodge, die am Rande der Kalahari Halbwüste im Süden von Windhoek liegt.
Unsere Campsite bei der Kalahari Anib Lodge
Kalahari Anib Lodge | Erste Station unserer Rundreise
Unser eigenes Navi brachte uns dann sicher aus Windhoek. Amélie hatte schon zuhause die einzelnen Orte eingegeben und für den Notfall die Offlinekarten auf
ihrem Tablet gespeichert. Das Linksfahren war kein Problem, eher die Gangschaltung und der Blinker, der auf der rechten Seite ist. Nachdem wir Windhoek
verlassen hatten, kehrte so langsam Ruhe und das Gefühl von Freiheit und Weite ein. Die Landschaft war geprägt von Dornbuschsavannen, bizarr, fesselnd,
einfach fantastisch. Problemlos erreichten wir am Nachmittag unseren Zielort. Am Eingangstor registrierten wir uns kurz, zur Lodge ging es dann ein paar
Kilometer über eine Sandpiste. Hier schalteten wir zum ersten Mal auf Allradantrieb um. Wir erhielten dann einen der drei Stellplätze etwas abseits der
Lodge auf der Campsite.
Die Campsite hatte ein Häuschen dabei, mit Wasser, Strom für den Kühlschrank, WC und Dusche, Tisch, Spülbecken und unser Platz war umgeben von der weiten
Savannenlandschaft. Wundervoll. Bevor wir uns an den Aufbau des Dachzeltes machten, mussten wir den Wagen nochmal umparken, da das Kabel für den Kühlschrank
nicht ganz bis zur Steckdose reichte. Das Dachzelt aufzubauen war dann kinderleicht. In den kommenden Tagen klappte es auch immer besser und wurde bald
zur Routine.
Diesen Abend hatten wir noch keine Lust, selber zu kochen und gingen den kurzen Fußweg zur Lodge, wo wir es uns in der hübschen Bar auf einem Liegestuhl
gemütlich machten und ein kühles Windhoek Lager tranken. Später wechselten wir ins Restaurant, wo wir auf der Terrasse bei Kerzenschein und leckerem Essen
einen ruhigen Abend genossen. Die Terrasse liegt an einem kleinen Wasserloch, an diesem Abend sahen wir jedoch keine Tiere. Im Schein der Taschenlampen
ging es später zurück zum Camp.
Kalahari Dornbuschsavanne
Kalahari Anib Lodge | Die erste Nacht im Dachzelt
Die erste Nacht im Dachzelt war besser als gedacht, etwas ungewohnt aber aufregend und doch gemütlich. Wir mussten nicht mal auf die Toilette.
Der Platz war Dank dem größeren Zelt völlig ausreichend, die Schlafsäcke öffneten wir seitlich und benutzen sie als Decken. Später kam Wind auf
und rüttelte ordentlich am Zelt. Wir schlossen die Seitenfenster, so dass es keinen Durchzug gab. Das half und nach einer Weile legte sich der
Wind wieder. Wach waren wir schon in den frühen Morgenstunden. Um viertel nach sechs erlebten wir den ersten schönen Sonnenaufgang. Hell wurde
es schon früher. Die Ruhe hier draußen war paradiesisch, sie wurde nur untermalt vom Zwitschern der Vögel und anderen Naturgeräuschen. Da es
morgens noch nicht so heiß ist, waren wir kurz nach 7 Uhr drüben in der Lodge. Nach einem guten Frühstück waren wir startklar für eine Wanderung
in die Kalahari.
Der erste Springbock, den wir sahen
Kalahari Anib Lodge | Unterwegs auf dem Zebra Trail
Rund um die Kalahari Anib Lodge gibt es drei verschiedene Rundwanderwege, auf denen sich die malerische Landschaft auf eigene Faust gut erkunden lässt.
Die Lodge liegt in einem circa 100 km² großen und privatem Naturschutzgebiet des Gondwana Kalahari Parks. Eine Wanderkarte bekamen wir an der Rezeption.
Wir entschieden uns für den mit 7,5 Kilometer mittelangen Zebra Trail, in der Hoffnung ein paar Wildtiere zu sehen. Der Zebra Trail führte uns am Fuß
einer Düne entlang und später in ein trockenes Flussbett (Rivier). Die Landschaft mit ihrem roten Sand, gelbem Gras und grünen Akazien war großartig.
Und dann das Licht, diese strahlende Helligkeit, einfach faszinierend. Besondere Farbtupfer in der kargen Dornbuschsavanne waren die gelb blühenden
Kameldornbäume.
Nach einer Weile entdeckten wir einen einzelnen Springbock, der zu uns schaute und nicht gleich weglief. So konnten wir mit unseren 600er Objektiven ein
paar Fotos schießen. Später sahen wir in der Ferne noch Strauße und zwei Springböcke. Im weiteren Verlauf hatten wir das Glück auf ein kooperatives Erdhörnchen
und eine Echse zu stoßen, was das Fotografieren betrifft. Neben dem Fotos machen ließen wir auch die Ruhe und Einsamkeit der Landschaft auf uns wirken. Die
Vielfalt der ständig wechselnden Farbnuancen war herrlich.
Erdhörnchen
Mit der Zeit wurde es immer wärmer und unser Wasservorrat ging zur Neige. Nach gut drei Stunden gelangten wir wieder zur Lodge und verbrachten den
restlichen Tag im schattigen Innenhof am Pool. Inmitten der Kalahari wirkt die Lodge wie eine grüne Oase.
Am Abend war es dann soweit, wir kochten das erste Mal selber. Unser Gepäck, der Gaskocher und die Kisten mit Lebensmitteln und Kochutensilien waren
hinten im Laderaum. Also erst mal Platz schaffen, die Trolleys raus, damit wir an die Kisten kommen, den Gaskocher anwerfen und den Tisch decken. Es gab
Nudeln mit Tomatensoße, Gemüse aus der Dose und Windhoek Lagerbier. Kein kulinarischer Höhepunkt, aber für den Anfang nicht schlecht. Als es an den Abwasch
ging, bemerkten wir, dass wir weder Spülmittel noch eine Bürste oder ähnliches dabei hatte. Bei der nächsten Gelegenheit haben wir dann die Sachen besorgt.
Mit der Hand und warmem Wasser ging es auch ganz gut. Nach dem Abendessen ist es wichtig, wieder alles im Fahrzeug zu verstauen. Lebensmittelreste oder
schmutziges Geschirr könnten in der Nacht ungebetene Gäste wie Hyänen und andere Tiere anlocken. Nach dem Essen setzten wir uns noch eine Weile in unsere
Klappstühle, genossen die Ruhe und den Anblick unzähliger Sterne. Später bekamen wir noch Lust auf einen Drink und gingen mit unseren Stirnlampen zur
Lodge in die gemütliche Bar. Auch in dieser Nacht schliefen wir gut. Anfangs war es sehr warm, so dass wir ohne Decke einschliefen. Erst als es ab Mitternacht
etwas kühler wurde, deckten wir uns zu.
Eine neugierige Echse
Kalahari Anib Lodge | Abreise nach Keetmanshoop
Der nächste Morgen begrüßte uns mit einem schönen Sonnenaufgang und himmlischer Ruhe. Dann ging es ans Frühstück zubereiten, also Wasser kochen, den Tisch
decken, Kaffeepulver und Tee vorbereiten, was man halt für ein herzhaftes Frühstück so braucht. Marmelade, Käse und Wurst hatten wir alles im Kühlschrank.
Danach musste die Ausrüstung wieder verpackt und verladen werden, weiter ging es mit dem Dachzelt. Die Kopfkissen und Schlafsäcke blieben immer oben im Zelt,
wie es uns bei der Einweisung gezeigt wurde. Schnell noch den Reifendruck geprüft, dann fuhren wir zur Rezeption zum Bezahlen.
Mit der Visakarte konnten wir in Namibia immer und überall zahlen, wenn es eine Möglichkeit zur Zahlung mit Kreditkarte gab. In dieser Lodge haben wir uns
sehr wohl gefühlt, aber heute ging es wieder "auf Pad". Vor uns lagen 270 Kilometer Fahrt über die Teerstraße B1 weiter in den Süden bis zur Maritz Country
Lodge bei Keetmanshoop.
Die Fahrt über die etwas schmale B1 war sehr eintönig, links und rechts der Straße war nur flache Buschsavanne. Die Lodge liegt etwas außerhalb von Keetmannshoop
an der B1 hinter einer großen Tankstelle mit Lkw-Rastplatz. Wir nutzten die Gelegenheit und ließen gleich volltanken, denn in Namibia gibt es oft hunderte
Kilometer keine Tankstelle. An den Tankstellen wird man bedient und auch hier war das Bezahlen mit Kreditkarte möglich. Da es an der Tankstelle keinen Laden
gab, fuhren wir zurück in den Ort, um unsere Vorräte im Spar Supermarkt aufzufrischen. Die Maritz Lodge fanden wir nicht so schön, wie die Anib Lodge. Auf
der Campsite waren außer uns keine anderen Gäste. Da es inzwischen ziemlich heiß war, so gefühlte 36 Grad, setzten wir uns gleich an den Pool.
Unsere nächste Station, die Maritz Lodge bei Keetmanshoop
Keetmanshoop | Der Köcherbaumwald bei Sonnenuntergang
An der Straße M29 nordöstlich von Keetmanshoop gibt es einen zum nationalen Denkmal erklärten Köcherbaumwald. Der Köcherbaum (Aloe dichotoma) ist
eine Aloen-Art, die eine Größe von bis zu 9 Meter erreicht. Die Blätter erinnern an die Aloe. Hier stehen etwa 250 dieser riesigen Aloen, die
vermutlich 200 bis 300 Jahre alt sind. Diese Besonderheit wollten wir uns nicht entgehen lassen. Gegen 17 Uhr fuhren wir los. Über die B1 ging
es zurück nach Keetmanshoop, am Ortsende wieder nach rechts auf die M29, die kurz danach links abbiegt und in eine Schotterpiste übergeht.
Der Köcherbaumwald bei Keetmanshoop
Unser Navi brachte uns nach 20 Kilometer Fahrt sicher zum Quivertree Forest Rest Camp. An der Rezeption bezahlten wir den Eintritt (100 N$ / Person)
und konnten noch ein Stück hinter die Farm bis zum Campingplatz fahren. Wir wollten den Köcherbaumwald im Licht der untergehenden Sonne genießen und
Fotos machen. An diesem Abend waren nur wenige Besucher hier, so dass wir das weitläufige Gelände in Ruhe erkunden und fotografieren konnten. Wir fanden
immer wieder schöne Motive, leider war der Himmel etwas bewölkt, so dass die Lichtstimmung nicht ganz perfekt war.
Uns gefiel es hier. Der Köcherbaumwald war ein kleiner Höhepunkt unserer Rundreise. Wenn wir gewusst hätten, dass es hier eine Übernachtungsmöglichkeit
gibt, wären wir gleich hierhergekommen. Den Abstecher zum Giant's Playground ließen wir aus, da es bereits dunkel wurde. Zurück in der Maritz Lodge bauten
wir noch schnell das Dachzelt auf, bevor wir ins lodgeeigene Restaurant zum Abendessen gingen. Die Nacht war etwas unruhig, da mindestens eine Stechmücke
im Zelt war. Erst als wir uns mit Autan einrieben, hatten wir Ruhe. Gegen 5 Uhr machten dann die Pfaue, die auf dem Gelände der Lodge waren, mit ihrem
Geschrei richtig Radau.
Kurz vor Sonnenuntergang
Keetmanshoop | Weiterfahrt an die Atlantikküste nach Lüderitz
Gegen 6:30 Uhr standen wir auf, machten Frühstück, packten anschließend zusammen und machten uns auf den langen Weg nach Lüderitz. Vor uns lag eine Strecke
von 340 Kilometer über die geteerte Nationalstraße B4. Es ging fast nur geradeaus, die Fahrt war daher eher monoton. Unsere Reisegeschwindigkeit pendelte sich
so bei 60 - 70 km/h ein, so kann man auch mal ein paar Tiere erkennen. Erst als wir zur Ortschaft Aus gelangten, die am Rande des Huib-Hochplateaus liegt,
wurde es etwas bergiger. Der Name der Ortschaft bedeutet in der Sprache der Nama soviel wie "Schlangenquelle".
Hier legten wir im geschichtsträchtigen Bahnhof Hotel eine Pause ein. Auf der hübschen Terrasse, wo man schön im Freien sitzen kann, ließen wir uns
leckeren Mangokuchen und Kaffee schmecken. Hinter Aus ging es dann durch die Ausläufer der Namib-Wüste. In der Ferne sahen wir die berühmten Namib-Pferde,
Strauße und ein paar Oryx-Antilopen. Bei den Wildpferden handelt es sich um Abkömmlinge südafrikanischer und deutscher Militärpferde, die in den
Kriegswirren von 1915 in die Wüste entkamen. Je mehr wir uns Lüderitz näherten, umso mehr Sanddünen sahen wir. Die weite Steppe ging hier in eine
karge Mondlandschaft über. Wir hatten das Gefühl, eine Stadt am Ende der Welt zu besuchen. Zum Glück hatten wir gutes Wetter und der Sand wehte nur
in dünnen Schleiern über die Straße.
Kaffeepause im Hotel Bahnhof in Aus
Lüderitz | Ankunft in der Alten Villa
Die Stadt Lüderitz wurde 1883 vom Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz gegründet und auch nach ihm benannt. Lüderitz liegt an einer offenen Meeresbucht und ist für
ihr raues Klima bekannt. Wir hatten eine Nacht im Alte Villa Gästehaus reserviert, eine 1909 erbaute historische Villa im Kolonialstil. Wir bekamen ein hübsches
Zimmer, von der Terrasse hatten wir einen schönen Blick aufs Meer. Im Vergleich zu den letzten Tagen war es hier wesentlich kühler und windig. Anschließend
unternahmen wir einen Spaziergang durch den Stadtkern, entlang an schönen Jugendstilhäusern und farbenfrohen Kolonialgebäuden. Zum Schluss besuchten wir noch
die evangelisch-lutherische Felsenkirche, die auf dem Diamantberg über der Stadt thront. Die Kirche war allerdings geschlossen. Zum Abendessen blieben wir in
der Alten Villa, wir hatten für 19 Uhr ein Menü mit Fisch bestellt, das wir im stilvoll eingerichteten Speiseraum genießen konnten.
Die Felsenkirche in Lüderitz
Lüderitz | Kolmanskop - Geisterstadt in der Namibwüste
Kolmanskuppe oder Kolmanskop, wie die Geisterstadt auf Afrikaans heißt, liegt vor den Toren von Lüderitz inmitten der lebensfeindlichen Wüste und war
ursprünglich ein kleiner Bahnhof. 1908 wurden hier Diamanten gefunden und innerhalb weniger Jahre wurde dieses kleine Nest, man höre und staune, zur reichsten
Stadt Afrikas. Benötigtes Baumaterial und Waren wurden aus Deutschland in die Wüste geschafft. Es entstanden Verwaltungsgebäude, Wohnhäuser, ein
Elektrizitätswerk, Bäckerei, Metzgerei, Eisfabrik, ein Krankenhaus und eine Schule.
Mit Bar, Turnhalle und Kegelbahn war für die rund 400 Einwohner auch für Unterhaltung gesorgt. 1928 wurden an einem anderen Ort ergiebigere Diamantenvorkommen
gefunden, so dass die Förderung eingestellt wurde. Der Ort wurde sich selbst überlassen, die Natur holt sich nach und nach ihr Terrain zurück und bietet so
eine große Vielfalt an Fotomotiven. Aus diesem Grund war für uns klar, dass wir auch dorthin fahren müssen. Zuvor stärkten wir uns in der Alten Villa mit einem
leckeren Frühstück, das keine Wünsche offen ließ. Danach ging es los.
Kolmanskop
Am Gate wurden unsere Personalien aufgenommen, wir bezahlten den Eintritt und fuhren noch bis zum Parkplatz vor dem Hauptgebäude mit Café und Souvenirshop. Als
wir ausstiegen, blies uns heftiger Wind den Sand in die Ohren, Nase und Augen. Auf eine Führung hatten wir keine Lust. Wir stapften gleich durch den Sand zu den
nächstgelegenen Häusern. Man darf jedes offene Haus betreten und sich dort umsehen. In manchen Räumen steht der Sand bis fast zur Decke, ein paar Häuser sind
renoviert und in gutem Zustand. Durch den unterschiedlichen Lichteinfall in den Zimmern boten sich immer wieder neue Fotomotive.
Erstaunlich gut waren an manchen Stellen Tapeten und Wandfarben erhalten. Man konnte intensive Blau- Grün- und Rottöne entdecken. Uns hat Kolmanskop gut
gefallen, der morbide Charme verlassener Orte umweht hier den Besucher. Wie man in dieser Abgeschiedenheit leben konnte, war für uns unvorstellbar.
Kolmanskop
Aus | Schwarzwälder Kirschtorte im Hotel Bahnhof
Danach ging es weiter über die Nationalstraße B4 zur Ortschaft Aus. Unterwegs legten wir einen kurzen Fotostopp bei der kleinen Bahnstation Garub mit dem
halbverfallenen Bahnhäuschen ein. Umrahmt von kahlen Baumstämmen ruft es die Erinnerung an eine andere Zeit wach. Ein kurzes Stück weiter in Richtung Aus hatten
wir Glück. Einige der Wüstenpferde hielten sich in der Nähe der Straße auf und ließen sich gut beobachten. Zufrieden steuerten wir danach in Aus wieder das
Bahnhof Hotel an, wo wir uns auf der gemütlichen Terrasse Schwarzwälder Kirschtorte und Kaffee schmecken ließen.
Bahnstation Garub
Nachdem wir uns gestärkt hatten, fuhren wir über die C13 nach Helmeringhausen, unserem Tagesziel. Die C13 war dann hinter Aus nur noch eine sandige Schotterpiste,
so dass Allradantrieb sowie vorsichtige Fahrweise angesagt waren. Problemlos erreichten wir unsere Unterkunft Helmeringhausen Hotel. Unser Platz auf der kleinen
Campsite hatte Bäume, eine Feuerstelle und eine überdachte Sitzgelegenheit. Zudem gab es ein Häuschen mit WC und Dusche. Der Empfang war sehr freundlich, wir
waren die einzigen Gäste.
Wüstenpferde bei der Ortschaft Aus
Die kleine Siedlung besteht nur aus ein paar Häuser und hat etwa 20 Einwohner, wie uns gesagt wurde. Sie wurde von einem Soldaten der deutschen Schutztruppe
während der Kolonialzeit gegründet und nach seinem gleichnamigen Heimatort im Sauerland benannt. Nachdem wir uns eingerichtet hatten und von einer frechen Gans
begrüßt wurden, gingen wir in den schönen Biergarten, wo wir uns ein Begrüßungsbier genehmigten. Bald darauf zog ein Gewitter auf und es fing an zu regnen, so
dass wir das Kochen bleiben ließen. Im Restaurant aßen wir stattdessen ein Curry mit Kichererbsen.
Als sich der Regen später legte, spazierten wir noch auf den Hügel hinter dem Campingplatz. Da der Himmel wolkenverhangen war, wurde es nichts mit einem
schönen Sonnenuntergang. Abends wurde es hier spürbar kühler, so dass wir uns früh ins Dachzelt zurückzogen.
Unterwegs nach Helmeringhausen
Helmeringhausen | Weiterfahrt zum Namib-Naukluft-Nationalpark
Am nächsten Morgen bereiteten wir wieder unser eigenes Frühstück zu. Draußen war es noch frisch, aber die Sonne schien. Im Ort unweit der Unterkunft gab es
eine kleine Tankstelle, wo wir volltanken ließen. Auch hier konnten wir problemlos mit Kreditkarte zahlen. Aufgrund der weiten Strecken war unsere Regel, bei
jeder Gelegenheit volltanken, auch wenn der Tank noch halbvoll ist. Heute lag eine Strecke über die C14/C19 von rund 270 Kilometer vor uns, ausnahmslos Piste.
Auf dem Campingplatz beim Helmeringhausen Hotel
Und hier begann die für uns bislang landschaftlich schönste Strecke zur nächsten Unterkunft, der Sesriem Campsite im Namib-Naukluft-Nationalpark, eines der
Glanzlichter Namibias. Gleich hinter dem Ort sahen wir einen Strauß, später Springböcke und Oryx-Antilopen. Die schier unendliche Weite, die Berge und die
pastellfarbene Landschaft waren wunderschön. Das Farbenspiel vom goldenen Gras, roten Termitenhügeln, grünen Akazien, Berge in allen Grau-, Rot- und Brauntönen
war beeindruckend. Stundenlang sahen wir nur ein, zwei Autos, die uns entgegenkamen. Unterwegs legten wir noch eine Kaffee- und Toilettenpause ein und ohne
Schwierigkeiten erreichten wir die staatliche Campsite.
Auf dem Weg zur Sesriem Campsite im Namib-Naukluft-Nationalpark
Namib-Naukluft-Nationalpark | Tag 1 - Ankunft auf der Sesriem Campsite - NWR
Am Parkeingang wurden unsere Personalien aufgenommen und man sagte uns eine Nummer, die - wie wir später bemerkten - man sich merken sollte. Danach konnten
wir reinfahren. Die Rezeption befindet sich gleich rechterhand, aber wir wussten zuerst nicht, wo es langgeht. Schließlich gelangten wir zum Empfang, checkten
ein und bekamen unser Permit. Hier wurden wir nach der Nummer gefragt. Wozu sie gut war, erschloss sich uns nicht. Wir hatten für drei Nächte reserviert, zu
den Übernachtungskosten kam noch die Nationalparkgebühr dazu. Wir bekamen die Nummer 2 zugewiesen, ein runder Stellplatz mit einem großen, schattenspendenden
Baum in der Mitte und umgeben von einer Steinmauer. Mülleimer, Wasserhahn und Stromversorgung war vorhanden.
Die Campsite ist eher einfach, aber sauber und wenn man keinen Wert auf Luxus legt, kann man sie empfehlen. Vorteilhaft ist die Lage im Nationalpark, da man
eine Stunde früher durchs Gate Richtung Sossusvlei fahren darf und eine Stunde länger bleiben kann. Das weltberühmte Sossusvlei ist eine Lehmsenke, die von
einer einmaligen Dünenlandschaft umgeben ist. An manchen Stellen sind die Sanddünen über 300 Meter hoch und zählen somit zu den höchsten der Welt. Weite Teile
der Wüste gelten als Naturwunder und gehören seit 2013 zum UNESCO-Welterbe (Namib-Sandmeer). Die Namib ist eine der ältesten Wüsten der Welt, schon seit 80
Millionen Jahren formt die Natur die riesigen Dünen.
Unser Stellplatz auf der Sesriem Campsite
Namib-Naukluft-Nationalpark | Düne 45
Dann hieß es erst mal ankommen, die Campingstühle auspacken und die Füße ein wenig hochlegen. Etwas später fuhren wir die 60 km über eine gut ausgebaute
Asphaltstraße ins Dünengebiet bis zum Parkplatz für normale Pkw. Wir wollten uns nur ein wenig umschauen. Die eigentliche Tour ins Sossusvlei hatten wir für
übermorgen geplant. Die Sanddünen in Namibia sind wunderschön, sie bestehen aus Quarzsand und schimmern in den verschiedensten Rot- und Orangetönen.
Unterwegs legten wir bei der Düne 45 einen Fotostopp ein. Sie ist rund 170 m hoch, besteht aus 5 Millionen Jahre altem Sand und verdankt ihren Namen dem Umstand,
dass sie 45 km vom Parkeingang entfernt liegt. Wie eine Pyramide thront sie über dem Namib-Sandmeer. In der Nähe gibt es einige abgestorbene Bäume, die schöne
Fotomotive abgeben. Ein Stück stiegen wir auf die Düne, aber was von unten noch einigermaßen leicht aussah, entpuppte sich im weichen, rutschigen Sand als
Schinderei, so dass wir wieder umkehrten.
Abgestorbener Baum bei Düne 45
Namib-Naukluft-Nationalpark | Sossusvlei, wir bleiben im Sand stecken
Die Straße führte weiter vorbei an wunderschön geformten, leuchtend orangen Dünen bis zum 2x4 Parkplatz. Von hier fahren auch die 4x4 Shuttles ins Sossusvlei.
Als wir ankamen, entschlossen wir uns spontan, noch die letzten 4 bis 5 km bis ins Sossusvlei zu fahren, was keine gute Idee war. Ich schaltete zwar auf Allrad
um, blieb aber nach wenigen Metern im tiefen Sand stecken. Zum Glück gelang es mir, unseren Hilux aus eigener Kraft wieder flott zu machen und nach links
rauszufahren. Dann im 2. Gang und mit viel Schwung schaffte ich es zurück zum 2x4 Parkplatz.
Es war schon nach 17 Uhr und von den Fahrern am Shuttle-Parkplatz, die einem helfen könnten, war keiner zu sehen. Der Parkplatz war einsam und verlassen.
Nochmal Glück gehabt. Auf der Rückfahrt ins Camp hielten wir noch ein paar Mal um Fotos zu machen und genossen das herrliche Farbenspiel auf den Dünen, die
im Wechsel der schönsten Rot- und Orangetöne erstrahlten. Zum Abendessen gingen wir ins Restaurant der Campsite und feierten noch ein wenig Amélies Geburtstag.
Dünen im Sossusvlei
Namib-Naukluft-Nationalpark | Tag 2 - Ein halber Ruhetag
Den nächsten Tag gingen wir entspannt und gemütlich an. Wir schliefen aus, machten Frühstück, lasen oder schrieben Tagebuch und frönten ein wenig dem
süßen Nichtstun im Schatten unseres Baumes. Oryx-Antilopen liefen ohne Scheu durchs Camp, zu jeder Tageszeit. Erst nachmittags machten wir uns auf den Weg
zum Sesriem Canyon, etwa 4 km Fahrt über eine sandige Piste. Zwar zog ein Unwetter auf, aber wir dachten, es sei weiter weg und wir können die Wanderung
machen.
Aber weit gefehlt, als wir am Canyon ankamen, peitschte uns ein heftiger Wind den Sand ins Gesicht. Wir stiegen nur kurz in den Canyon, brachen dann die
Aktion ab. Stattdessen fuhren wir zurück und aus dem Park zur nahen Tankstelle, wo es einen kleinen Laden (Oasis-Shop) gab, um ein paar Lebensmittel zu kaufen.
Am Gate mussten wir anhalten und unser Park-Permit zeigen, bei der Rückfahrt wurden wir durchgewunken.
Namib-Naukluft-Nationalpark | Besuch der Elim-Düne und die Tok-Tokkie-Käfer
Auf der Rückfahrt beschlossen wir noch zur nahen Elim-Düne zu fahren, da das Unwetter weitergezogen war. Ein Stück hinter dem Sesriem Camp führt eine Piste
zur Düne. Als wir dort ankamen, sahen wir in der Ferne einige Strauße. Die Düne ist mit einigen Grasbüscheln bewachsen und war leicht zu besteigen. Oben
genossen wir den Ausblick in die schier unendliche Weite der Landschaft. Außer uns war keine Menschenseele weit und breit. Wir machten hier auch Bekanntschaft
mit dem Tok-Tokkie-Käfer (Nebeltrinker-Käfer), wie er in Namibia genannt wird.
Tok-Tokkie-Käfer
Er ist in der Lage, dem vom Atlantik kommenden Morgennebel an seinem Körper kondensieren zu lassen. Die sich bildenden Wassertropfen laufen über die Rinnen
seines Rückenpanzers direkt in sein Maul und die tägliche Ration Wasser ist gesichert. In der Namib-Wüste regnet es im Schnitt nur einmal im Jahr und ohne
diese Technik könnte dieser Käfer nicht überleben.
Den Abend verbrachten wir auf unserem Stellplatz und machten ein Lagerfeuer fürs Abendessen. Für echte Safari-Atmosphäre war also gesorgt. Dazu grillten wir
Würstchen, legten Kartoffeln in die Glut und tranken dazu unser letztes Bier. Von unserem Platz sahen wir jeden Abend einen wunderschönen Sonnenuntergang.
Die Farben des Himmels änderten sich am Abend von rosa, orange über zartes Grau bis hin zum glühenden Rot der untergehenden Sonne.
Später sahen wir am Nachthimmel das helle Band der Milchstraße über uns leuchten. Namibische Nächte bieten einen der schönsten Sternenhimmel, da das Land
ein extrem trockenes Klima und eine niedrige Lichtverschmutzung aufweist. Pünktlich zum Sonnenuntergang begannen auch die Geckos um uns herum zu "bellen".
Es ist eher ein zwitscherndes Geräusch, das von den Männchen erzeugt wird, um ein Weibchen anzulocken.
Blick von der Elim-Düne
Namib-Naukluft-Nationalpark | Tag 3 - Guten Morgen Sossusvlei
In der Nacht hatte ich kaum geschlafen, keine gute Voraussetzung für die Erkundung des Sossusvlei. Der Wecker klingelte unbarmherzig um 4:45 Uhr. Also hieß
es aufstehen, denn wir wollten so früh wie möglich vor Ort sein. In den Morgenstunden ist es noch nicht so heiß, die Farben sind besonders eindrucksvoll,
die Sonne zieht scharfe Kanten auf den Dünenkämmen und das Licht ist aus fotografischer Sicht optimal. Als wir aus dem Dachzelt kletterten, war es noch
stockfinster. Wir klappten das Zelt zusammen und machten uns fertig. Inzwischen war das zur Routine geworden, jeder kannte seine Handgriffe.
Das Frühstück verschoben wir auf später, nach der Tour. Im Dunkeln fuhren wir die rund 500 m zum inneren Gate, das für Gäste, die im Park übernachten, schon
um 5:30 Uhr öffnet. Vor uns standen schon einige Autos in der Warteschlange. Dann ging es los, dem Sonnenaufgang entgegen. Die Strecke ins Sossusvlei war uns
bekannt, in der Dämmerung mussten wir besonders darauf achten, dass uns keine Tiere vors Auto laufen.
Den Wagen stellten wir dieses Mal auf den 4x2 Parkplatz ab und stiegen dort in den Shuttle (Kosten 180 N$) um. Wir hatten keine Lust, ein zweites Mal im
Sand stecken zu bleiben. So konnten wir sehen, wie unser Fahrer durch den tiefen Sand heizte. Selbst für Allradfahrzeuge eine harte Nuss. Als wir den 4x4
Parkplatz erreichten, blinzelte die Sonne über den Horizont, das Licht war sehr schön und tauchte die Dünen in angenehmes, rotbraunes und warmes Morgenlicht.
Frühmorgens im Sossusvlei
Namib-Naukluft-Nationalpark | Wanderung ins Deadvlei
Ab dem 4x4 Parkplatz begann unsere Wanderung. Wir hatten keine Ambitionen auf eine der Dünen zu steigen, sondern wir stapften nach links durch den Sand
direkt ins Deadvlei. Links vom Deadvlei erhebt sich eine der höchsten Sanddünen der Namib-Wüste mit dem kumpelhaften Namen Big Daddy. Die Höhenangaben
schwanken zwischen 320 und 380 Meter. Der Anblick raubte uns fast den Atem, wir waren begeistert von der Schönheit der Natur im Sossusvlei. Nach etwa
einer halben Stunde gelangten wir ins Deadvlei, eine weiße Salzpfanne mit vielen alten, knorrigen und abgestorbenen Kameldornbäumen, die in den verschiedenen
Lichtstimmungen mit den roten Dünen und dem blauen Himmel grandiose Fotomotive abgeben.
Abgestorbener Baum im Deadvlei
Surreal und unbeschreiblich schön. Wir ließen uns Zeit und sogen die magische Stimmung in uns auf wie Löschpapier. In dieser lebensfeindlich wirkenden
Umgebung sahen wir auch einige Springböcke und Oryx-Antilopen. Es ist schon faszinierend, mit wie wenig Wasser die Tiere auskommen. Langsam traten wir den
Rückweg an, denn inzwischen kamen auch deutlich mehr Menschen ins Deadvlei. Die Sonne stand schon ziemlich hoch und es wurde minütlich heißer. Der Abschied
viel uns schwer, aber irgendwann hatten wir uns sattgesehen und auch viele Fotos gemacht. Ein Shuttle brachte uns zum Parkplatz, dann fuhren wir ohne
Zwischenstopp zurück zur Campsite.
Anschließend ging es ans Kaffee kochen, Frühstück machen und danach wollte ich nur noch schlafen. Das Dachzelt hatten wir schon vorher aufgebaut. Zusammen
legten wir uns eine Weile aufs Ohr. Unser Hilux stand im Schatten, so dass es im Zelt ganz angenehm war.
Oryx-Antilope im Deadvlei
Namib-Naukluft-Nationalpark | Sesriem Canyon
Am Nachmittag machten wir uns bei bestem Wetter nochmal auf den Weg, den Sesriem Canyon zu erkunden. Den etwa 30 Meter tiefen und drei Kilometer langen Canyon
hat das Tsauchab Rivier (Rivier: zeitweilig wasserführender Fluss) über Millionen von Jahren in die Ebene gegraben. Zum Ende hin wird der Canyon immer flacher
und breiter und endet im Sossusvlei. Vom Parkplatz führt ein schmaler Pfad hinab in den Canyon. Zuerst gingen wir ein Stück weiter flussaufwärts in die
Schlucht, bis wir zu einem mit Wasser gefülltem Tümpel kamen, wo es nicht mehr weiter ging. Hier im Schatten der beeindruckenden Felswände war es noch
angenehm kühl.
Als wir dann in die andere Richtung wanderten, sahen wir ab und zu einen Baum und später hörten wir Steine fallen. Was war das? Eine Gruppe Paviane kam uns
entgegen. Da wir nicht wussten, wie sie auf uns reagieren, verhielten wir uns ruhig und setzten uns etwas abseits unter einen Baum und warteten ab. Sie
bemerkten uns, verhielten sich aber nicht aggressiv. Danach gingen wir noch ein Stück weiter, legten eine Trinkpause ein und wanderten auf dem gleichen
Weg wieder zurück. Der Canyon hat uns gut gefallen, viel trinken war hier angesagt.
Den Abend verbrachten wir auf unserem Stellplatz. Wir kochten uns Nudeln mit Kürbis, Brokkoli und Tomatensoße, dazu gab es eine Flasche Rotwein aus Südafrika.
Der zweite ganze Tag in der Namib-Wüste ging zu Ende und wir waren dankbar für die vielen schönen und unvergesslichen Erlebnisse. Es war gut, dass wir hier
drei Nächte eingeplant hatten. Man kann einfach nicht überall sein, es gibt so viel zu entdecken und wir wollen die Eindrücke wirklich genießen. Nie zuvor
haben wir vergleichbare Landschaften gesehen. Beseelt von dem schönen Tag stiegen wir bald ins Dachzelt und schlummerten ein.
Im Sesriem Canyon
Namib-Naukluft-Nationalpark | Abreise nach Swakopmund
Nach einem guten und entspannten Frühstück verließen wir die Sesriem Campsite und machten uns auf den Weg über Solitaire zur Küstenstadt Swakopmund.
Sie liegt am Atlantik und wurde 1892 von deutschen Kolonisten gegründet. Vor uns lag eine Strecke von rund 350 Kilometer und wir fuhren zeitig los, damit
wir unser Tagesziel gegen Nachmittag erreichen. Zunächst steuerten wir die Tankstelle draußen vor dem Nationalpark an, ließen volltanken und prüften den
Reifendruck.
Gleich hinter Sesriem ging die asphaltierte Straße in eine holprige Schotterpiste über und wir zogen lange Staubfahnen hinter uns her. Die Landschaft war sehr
abwechslungsreich, unterwegs sahen wir einige Oryx-Antilopen sowie eine kleine Rotte Warzenschweine. Wir hatten gutes Wetter und gefühlte 36 bis 38 Grad.
In der Minisiedlung Solitaire legten wir eine Kaffeepause ein. Sie besteht aus ein paar Häuser, einer Tankstelle, einem Campingplatz, einer Lodge und einem
Restaurant mitten im Nichts. Als wir ankamen, fielen uns die vielen alten Autowracks auf.
Berühmt ist der klitzekleine Ort für seinen Apfelkuchen. Hinter Solitaire hatte es die Strecke in sich. Die nächsten Stunden arbeitete sich unser Auto durch
eine kurvenreiche Wellblechpiste, wobei wir ordentlich durchgeschüttelt wurden. Es gab auch immer wieder schöne Ausblicke auf die Gegend. Viele Autos begegnen
uns nicht. Am Gaub-Pass hielten wir kurz an und stiegen auf einen Hügel, von dem wir die Aussicht genießen konnten. Später wechselte die Landschaft wieder
in eine trostlose, sandige Mondlandschaft. Irgendwann tauchte in der Ferne Walvis Bay auf, von wo es noch rund 50 km zur Gecko Ridge Lodge war, unserer
nächsten Unterkunft.
Die Gecko Ridge Lodge in Swakopmund
Swakopmund | Ankunft in der Gecko Ridge Lodge
An der Küste wurde es merklich kühler und der Himmel war bedeckt. Die Lodge liegt ungefähr 12 Kilometer außerhalb der Stadt in einer unscheinbaren Gegend.
Hier hätten wir nicht so eine hübsche Anlage vermutet. Wir hatten ein Chalet für Selbstversorger auf der Campsite gebucht, bekamen jedoch ein kostenloses
Upgrade auf ein schmuckes Zimmer im Hauptgebäude, da auf der Campsite eine Jugendgruppe wohnte, die recht laut war. Der Besitzer wollte nicht, dass wir
uns gestört fühlten. Wir freuten uns über das Zimmer, endlich mal wieder ein Bett und eine schöne Dusche. Den Rest des Tages verbrachten wir hier.
Das Abendessen mussten wir vorbestellen und wurde im Restaurant serviert, das im Boma-Stil erbaut war, also an den Seiten offen und mit einem Reetdach
ausgestattet.
Swakopmund | Die Wüste lebt - Die "Little Five" im heißen Sand von Swakopmund
Nach einem formidablen Frühstück fuhren wir in die Stadt zum Treffpunkt am Ortsausgang in Richtung Walvis Bay, wo unsere Tour um 8 Uhr begann.
Amélie hatte schon zuhause die Tour bei Tommy's Living Desert Tours gebucht. Mit drei Geländewagen wurden wir und die anderen Gäste zum Dünengürtel
im Dorob-Nationalpark zwischen Swakopmund und Walvis Bay hinausgeschaukelt.
Palmato Gecko
Die sogenannten Big Five sind wahrscheinlich eher bekannt, also Elefant, Büffel, Nashorn, Leopard und Löwe. Zu den Little Five gehört der Palmato
Gecko, das Namaqua Chamäleon, die Zwergpuffotter, die Düneneidechse und die Goldene Radspinne, auch "tanzende weiße Dame" genannt. Die Radspinne steht
inzwischen unter Schutz und darf nicht mehr aus dem Sand ausgegraben werden.
Unser weiblicher namibischer Guide, Chantelle Bosch, stellte sich in gutem Deutsch vor und gab uns vorab einen Einblick in das Leben in der Wüste. Sie war
uns gleich sympathisch und wir spürten ihre Begeisterung und Leidenschaft für die Tierwelt dieser Gegend. Bevor es weiter ging, wurde Luft aus den Reifen
abgelassen, dadurch haben sie eine größere Auflagefläche und sinken weniger schnell ein. Im Laufe der nächsten vier Stunden konnten wir, bis auf die Spinne,
die restlichen Little Five und andere Tiere sehen. Das Fotografieren kam dabei auch nicht zu kurz.
Namaqua Chamäleon
Chantelle war eine fantastische Führerin, die uns viele Zusammenhänge erklärte, beispielsweise wie viel Schaden man den kleinen Wüstenbewohnern zufügen
kann, die im Sand leben, wenn man einfach auf die falsche Stelle tritt. Durch die Tour sahen wir, dass auch die Wüste lebt und es gilt, auch den kleinsten
Lebewesen mit Respekt zu begegnen. Zum Schluss der Tour gab es noch eine rasante Fahrt durch die Wüste. Auf einer Düne, mit Ausblick bis hin zum Atlantischen
Ozean, legten wir eine Pause ein.
Auf der Rückfahrt sahen wir an der Mündung des Swakop Flusses in den Atlantik einige Flamingos. Unser Fahrer erklärte uns, wie wir dorthin kommen. Leider
konnten wir keine guten Fotos machen, da wir unsere 600 mm Objektive nicht dabeihatten, aber immerhin haben wir die Flamingos gesehen. Danach ging es
zurück zur Lodge.
Ausblick zum Atlantischen Ozean