2017 | 3-wöchige Rundreise mit dem Wohnmobil durch Kanadas Westen
Tag 15: Massenauflauf und lange Warteschlange am Lake Louise
Gut ausgeschlafen krochen wir am nächsten Morgen schon um 6 Uhr aus den Federn. Draußen war es noch dunkel. Vor uns
lagen heute knapp 300 Kilometer Fahrstrecke, darum gab es Kaffee und Cornflakes, damit wir schneller wegkommen. So
gegen 7 Uhr tuckerten wir zum Ausgang und an der Straße konnten wir schon die Berge sehen, der Himmel war aber noch
bedeckt. Wir nahmen die Straße runter nach Banff Downtown und von dort ging es dann weiter auf dem Trans-Canada Highway
(Hwy 1). Unser erster Halt war der Lake Louise, aber wir verpassten die Ausfahrt, da die Beschilderung uns nicht ganz
klar war.
Zum Glück kann man auf Kanadas Highways umdrehen. Nach einer Weil kam eine Stelle, wo wir auf der linken Spur einen U-Turn
machen konnten. Auf dem gut besuchten Parkplatz wurden wir von einem urigen Mann mit Cowboyhut eingewiesen, von dem was er
sagte, verstanden wir nur die Hälfte. Dann bekamen wir mit, dass die Besucher mit gelben Bussen zum 5 Kilometer entfernten
Lake Louise gebracht werden. Es hatte sich schon eine lange Schlange gebildet und wir hätten gut 45 Minuten für den
kostenlosen Transport anstehen müssen und wahrscheinlich ebenso lang für den Rücktransport. Und das, obwohl wir schon
Nachsaison (23. September) hatten. Zu Fuß schien uns der Weg zu weit. Obwohl der See ein einmalig schöner Ort ist, war
er uns den Zeitaufwand dann doch nicht wert. Wir hatten noch weitere Stopps eingeplant und wollten nicht zu spät in
Jasper eintreffen.
Bow Lake, Upper Waterfowl Lake, Mount Chephren
Hinter dem gleichnamigen Ort Lake Louise nahmen wir den Highway 93, auch Icefields Parkway genannt. Er zählt zu den
schönsten Panoramastraßen weltweit. Den nächsten Halt machten wir beim Bow Lake mit dem Crowfoot Glacier. Einfach ganz
spontan, wegen der großartigen Landschaft. Der See liegt direkt am Highway und mittlerweile waren wir auf 1920 Meter Höhe.
Hier machten wir kurz halt und genossen das eindrucksvolle Bergpanorama. Der See war auch nicht so überlaufen, wie der Lake
Louise. Wenn man mehr Zeit mitbringt als wir, kann man auch einen der Wanderwege erkunden, die von hier ausgehen. Als wir
weiterfuhren, sahen wir keinen Hinweis auf den Peyto Lake, den Amélie gerne besucht hätte. Stattdessen hielten wir ein gutes
Stück weiter beim Upper Waterfowl Lake, der vom Parkplatz an der Straße zugänglich war. Inzwischen schien die Sonne und
die schneebedeckten Berge spiegelten sich im See. Von hier hatten wir auch eine beeindruckende Aussicht auf den 3307
Meter hohen Mount Chephren.
Athabasca Glacier
Der nächste Stopp war beim Athabasca Glacier, der Teil des Columbia Icefields ist. Inzwischen war der Himmel wieder bedeckt
und grau. Den Gletscher konnten wir schon von der Straße aus sehen. Von hier gingen wir einen Fußweg, den sogenannten Forefield
Trail, über Geröll und Steine bis hinauf ans Ende der Gletscherzunge. Der Weg ist etwa einen Kilometer lang und beginnt auf
einem kleinen Parkplatz gegenüber vom Visitor Center. Ehrlich gesagt, beim Bergsteigen in den Alpen haben wir schon schönere
Gletscher gesehen. Man verpasst nichts, wenn man den Spaziergang nicht macht. Danach wollten wir noch ins Besucherzentrum,
um eine Kleinigkeit zu essen. Als wir die langen Schlangen vor der Essensausgabe und die Horden schnatternder Chinesen
und Japaner sahen, fuhren wir lieber weiter.
Jasper National Park, Athabasca Falls, Whistlers Campground
Das letzte Mal vor Jasper hielten wir bei den Athabasca Falls. Vom Parkplatz bis zum Wasserfall sind es nur wenige Gehminuten,
entsprechend groß war der Andrang an Besuchern. Kein Muss, aber ganz nett. Unser Highlight des Tages war eindeutig der Upper
Waterfowl Lake. Im Whistlers Campground, der gut zu finden war, wollten wir zwei Nächte bleiben, aber leider gab es für die
erste Nacht keinen Platz mehr mit Full Hook-Up. Der Campground war riesig, mit Wald, Bächen, vielen Wegen, einem Platz mit
Feuerholz und zwei großen Gebäuden mit Duschen. Den ersten Tag im Jasper National Park ließen wir gemütlich im Camper mit
einer Nudelpfanne und etwas Bier ausklingen.
Tag 16: Maligne Canyon, Maligne Lake, verschneite Winterlandschaften und Elche
Der nächste Tag begann wieder mit einem ausgiebigen Frühstück und gut gestärkt machten wir uns gegen 8 Uhr auf den Weg nach
Jasper und weiter zum Maligne Canyon. Der Canyon ist gut zu finden und etwa 11 Kilometer von Jasper entfernt. Er ist eine
enge Schlucht, durch die der Maligne River fließt. An der tiefsten Stelle hat sich der Fluss 50 Meter in den Talboden
eingeschnitten. Mehrere Brücken führen über den Canyon, über die Wanderwege gehen. Durch die Nähe zum Parkplatz waren
auch hier viele Leute unterwegs. Wir fanden den Canyon durchaus sehenswert. Bevor wir zum Maligne Lake weiterfuhren,
legten wir im Camper eine kurze Pause mit heißem Tee und belegten Brötchen ein.
Unterwegs zum Maligne Lake wurde es ab 1400 Meter Höhe richtig winterlich. Es lag gut 15 bis 20 cm Schnee. In einer Zeitung
war zu lesen, dass es am 20. September in Jasper durch den frühen Wintereinbruch ein Verkehrschaos gab. Nach einer Weile
entdeckten wir überall verkohlte Baumgerippe. Diesen Sommer wüteten in British Columbia große Waldbrände und auf einigen
Campgrounds waren daher Lagerfeuer verboten. Am Medicine Lake stoppten wir kurz, um ein paar Fotos zu machen. Auch hier
war rundum verbrannter Wald. Mit all dem Schnee lag eine eigenartige Stimmung über der Landschaft. Schließlich erreichten
wir den Maligne Lake, der in winterlich verschneiter Landschaft eingebettet war. So ganz anders, wie man den See von
Postkarten oder Filmen her kennt.
Rückfahrt nach Jasper, unterwegs nochmal Elche
Als wir vom Parkplatz durch den Schnee in Richtung Restaurant und Bootshaus stapften, wurden wir auf eine Elchkuh mit ihrem
Kalb aufmerksam. In sicherem Abstand konnten wir die beiden Tiere eine ganze Weile beobachten, bis sie im Wald verschwanden.
Unsere erste Elchbegegnung auf dieser Reise, schon deshalb hatte sich der Weg zum See gelohnt. Das Restaurant war nicht nach
unserem Geschmack, Massenabfertigung und viel zu teuer. Angesichts des trüben Wetters entschlossen wir uns, gleich nach Jasper
Town zu fahren und auf den Besuch des Pyramid Lake zu verzichten. Kurz vor dem Medicine Lake konnten wir nochmal eine Elchkuh
mit Kalb und sogar einen Elchbullen von der Straße aus sehen. Was für ein Glück, zwei Elchsichtungen an einem Tag. Die Tiere
waren jedoch weiter entfernt, als die Elche beim Maligne Lake. Aufmerksam wurden wir darauf, weil schon einige Autos mit
eingeschaltetem Warnblinklicht am Straßenrand standen.
Jasper Town hat einen ganz anderen Charakter als Banff, eher dörflich, wobei uns Banff besser gefiel. Wir stellten unser Gefährt
auf einem RV Parkplatz neben der Bahnlinie ab und bei dieser Gelegenheit konnten wir sehen, wie unglaublich lang Güterzüge
in Kanada sind. Wenn einem die Bahnschranke vor der Nase zugeht, kann man sich auf gut 10 Minuten Wartezeit einstellen,
da die Züge sehr langsam fahren und teilweise über 100 Waggons haben. Wir schauten im Visitor Center vorbei und fanden
eine Landkarte mit brauchbaren Infos für unser nächstes Ziel, den Mount Robson Park. Nachdem wir noch ein paar
Kleinigkeiten fürs Abendessen besorgt hatten, tranken wir einen Kaffee bei Tim Hortons, einer Schnellrestaurant-Kette. Hier
gab es WiFi und wir konnten die Ergebnisse der Bundestagswahl checken.
Wapiti Hirsche auf dem Whistlers Campground
Bei der Einfahrt in den Whistlers Campground sahen wir zum ersten Mal einen Wapiti Hirsch, der ganz ruhig im Gras saß.
Wir fuhren schnell an den Wegrand und sprangen aus dem Camper, um ein paar Fotos zu machen. Anschließend ging es zum
neuen Stellplatz mit Full Hook-Up. Er war ganz in Ordnung, man konnte vorwärts reinfahren und wir hatten genügend Abstand
zum Nachbarn. Nachdem wir uns eingerichtet hatten, bummelten wir über den weitläufigen Campground zur Stelle, wo wir
zuvor den Hirsch sahen.
Auf der anderen Seite des Highway 93 entdeckten wir einen Wapiti, der nach einer Weile ganz gemächlich über die Straße
zu uns kam. Wir hatten den Eindruck, wie wenn er schauen würde, ob die Straße frei ist. In respektvollem Abstand folgten
wir dem Tier. Später gesellten sich noch zwei Wapitis dazu. Einem der drei Hirsche gingen wir dann eine Weile quer über
das Gelände hinterher, bis er seine schrillen Brunftschreie ertönen ließ. Was für ein Schauspiel und das alles auf dem
Campingplatz! Den erlebnisreichen Tag ließen wir mit einem leckeren Abendessen und gutem kanadischen Bier ausklingen.
Tag 17: Mount Robson Provincial Park, Robson Meadows Campground
Bevor es losging, füllten wir unseren Wasservorrat auf und entleerten den Greywater Tank. Danach hielten wir bei den
Dusch- und Toilettenhäusern, um unseren Müll zu entsorgen und zu duschen. Schließlich ging es rauf auf den Highway
16 Richtung Mount Robson, unserem Tagesziel. Leider überzog auch heute Morgen eine graue Wolkenschicht den Himmel.
Mount Robson besteht nur aus dem Visitor Center, einer Tankstelle und einem Café, das geschlossen war. Der gleichnamige
Berg, mit 3954 Meter Höhe der höchste Berg der kanadischen Rocky Mountains, versteckte sich leider hinter den Wolken.
Unterwegs machten wir zwei Fotostopps, aber ohne Sonne sehen die Bilder sehr düster aus.
Gegenüber vom Visitor Center führt ein Sträßchen zum Robson Meadow Campground, der schön im Wald gelegen ist.
Da das Häuschen am Eingang nicht besetzt war, fuhren wir hinein und suchten uns einen netten Platz aus, Site 102.
Es gab zwar keinen Strom- und Wasseranschluss, aber der Platz gefiel uns ganz gut. In der Nähe war ein Gebäude
mit Duschen und Toiletten. Auf dem Gelände waren nur wenige Plätze belegt und von einem vorbeifahrenden Camper
erfuhren wir, dass wir ein wenig warten sollen, dann käme ein Ranger vorbei, um die Gebühr (28 CAD) zu kassieren.
Kinney Lake Trail, Wanderung im Schatten des Mount Robson und ein Helmspecht
Uns so war es dann auch. Anschließend fuhren wir zurück zum Besucherzentrum, von dem ein Sträßchen zum etwa 2 Kilometer
entfernten Parkplatz führt, dem Ausgangspunkt für den Berg Lake Trail. Von hier wollten wir bis zum Kinney Lake wandern
und dann auf dem gleichen Weg wieder zurück. Für den Berg Lake Trail (42 km) braucht man mehrere Tage, Zelte und
Verpflegung. Der Weg führte uns entlang des tosenden Robson River, durch schönen alten Zedern- und Hemmlocktannen Wald.
Hier war alles dicht mit Moosen und Farnen überdeckt, an einigen Sträuchern begannen sich die Blätter gelb zu verfärben.
Der Trail war ganz nach unserem Geschmack und es war relativ ruhig.
Außer uns waren nur eine Handvoll Wanderer unterwegs. Das Wetter wollte einfach nicht besser werden, aber wenigstens regnete
es nicht. An Tieren sahen wir nur ein paar Chipmunks (Streifenhörnchen). Der Kinney Lake hatte eine schöne türkisblaue
Färbung und die Berge spiegelten sich darin. Am See angekommen gingen wir weiter bis zum ersten Campingplatz, wo wir
uns nach einer Rast wieder auf den Rückweg machten. Unterwegs entdecken wir einen Pileated Woodpecker (Helmspecht),
der auf einem Baum nach Beeren suchte. Es ist ein schöner Vogel mit schwarz-weißem Gefieder und rotem Schopf. Gegen
15:30 Uhr gelangten wir wieder zum Parkplatz. Insgesamt waren wir, Pausen eingerechnet, etwa 4,5 Stunden unterwegs.
Später versuchten wir noch beim nächsten Campingplatz anzurufen, aber wir hatten keinen Empfang.
Tag 18: Mount Robson weiterhin in den Wolken, Weiterfahrt zum Bridge Lake
Am nächsten Morgen hieß es wieder früh aufstehen, da wir die Rocky Mountains verlassen und über Clearwater bis zum
Campground am Bridge Lake fahren wollten. Der Himmel war wieder wolkenverhangen und es regnete leicht, na toll. Als
wir auf den Highway 16 fuhren, konnten wir wieder nichts vom Mount Robson sehen. Da sich gestern Abend das Wetter
besserte, hatten wir die Hoffnung, dass sich der schneebedeckte Berg heute in seiner ganzen Schönheit präsentiert.
Bei der Siedlung Tête Jaune Cache ging es dann weiter auf dem Highway 5, wo wir in Valemount anhielten, um ein paar
Lebensmittel einzukaufen. Da wir bislang noch kein Lagerfeuer hatten, nahmen wir auch noch Putenbrust und Würstchen
mit. Im Geschäft wurden wir von einer Frau freundlich angesprochen, ob der draußen geparkte Camper unserer sei. Daraus
entwickelte sich ein netter Smalltalk und am Schluss gab sie uns noch ein paar Tipps für unterwegs. Einfach nette Leute,
die Kanadier.
Bärensafari am Mud Lake
Unterwegs hielten wir beim Ort Blue River, da Amélie nochmal eine Bärensafari mit River Safari machen wollte. Ich war
etwas skeptisch angesichts des hohen Preises (100 CAD pro Person für 1 Stunde Safari) und ob überhaupt die Chance auf
eine Sichtung besteht. Mir roch das etwas nach Touristenfalle. Inzwischen wurde auch das Wetter besser und die Sonne
kam hinter den Wolken hervor. Am North Thompson River war die Anlegestelle für mehrere Boote sowie ein schwimmendes
Restaurant mit Ticketbüro und Souvenirverkauf. Alles recht professionell und nicht billig. Eingekleidet mit Schwimmwesten
und wasserdichten Jacken ging es dann mit einem Schnellboot auf den Fluss hinaus und nach kurzer Zeit kamen wir auf
einen großen See, den Mud Lake.
Im Hintergrund waren schneebedeckte Berge zu sehen, aber keine Bären. Erst auf dem Rückweg entdeckte der Guide einen
jungen Schwarzbären, etwa 1,5 Jahre alt, der am Ufer entlang trottete und offensichtlich nach Nahrung suchte. Von uns
nahm er keine Notiz, wir konnten auch ein paar Fotos machen. Nach einer Weile fuhren wir weiter und der Bär verschwand
im Unterholz. Fazit: wenn man schon Bären gesehen hat, so wie wir und kostenlos, muss man hier nicht nochmal anhalten.
Cottonwood Bay Resort, unser erstes Lagerfeuer
Am späten Nachmittag trudelten wir dann beim Cottonwood Bay Resort ein, das traumhaft am Bridge Lake liegt. Hier gab es
noch freie Stellplätze mit Full Hook-Up und einer großen Lkw-Felge als Feuerstelle. Die Besitzer sind ein deutsches Paar,
die vor vielen Jahren nach Kanada auswanderten. Auf dem Campground war es sehr ruhig, wir waren fast die einzigen Gäste.
Die meisten Dauercamper hatten ihre Wohnwägen schon winterfest gemacht. Neben uns war noch ein kanadisches Paar mit Hund.
Uns zog es gleich runter zum See, wo wir uns umschauten. Der Blick auf den Bridge Lake war herrlich und das bunte Laub
der Bäume leuchtete in der Herbstsonne. Sofort beschlossen wir, hier zwei Tage zu bleiben. Wir fanden die Gegend einfach
wunderschön, zudem hatten wir eine Feuerstelle und hier gab es auch Holz zu kaufen (eine volle Schubkarre für 6 CAD).
Am Abend entzündeten wir dann endlich unser erstes Lagerfeuer, das gehört einfach zu einer solchen Reise und sorgt für eine
stimmungsvolle Atmosphäre. Unsere netten kanadischen Nachbarn halfen uns dabei mit ihren selbstgemachten Anzündern aus
Eierschachteln mit Wachs. Zuvor musste ich mit der Axt aus dem Camper erst das Brennholz zerkleinern. Ohne Hackklotz
gar nicht so einfach. Wir grillten dann unsere Würstchen und das Fleisch und konnten sogar noch draußen zu Abend essen.
Den Abend ließen wir auf unseren Klappstühlen am Feuer ausklingen. Dazu gab es Bier und wir genossen den Blick ins
lodernde Feuer. Ab und zu legten wir Holz nach, bis alles niedergebrannt war. In der Dämmerung, die langsam in die
Nacht überging, sah das richtig romantisch aus. Ab und an spritzten Funken hoch und am Himmel kamen immer mehr
Sterne zum Vorschein. Ein schöner Abschluss für einen perfekten Tag.
Tag 19: Naturidylle am Bridge Lake mit Tierbeobachtungen und Kanufahrt
Der nächste Tag war reisefrei. Wir hatten weiterhin perfektes Wetter für Ende September (27.09.2017), die Sonne schien
und tagsüber war es angenehm warm, so dass ich wieder T-Shirt und kurze Hosen anziehen konnte. Nach dem Frühstück
schnappten wir unsere Klappstühle und setzten uns auf einen der Stege unten am See, beobachteten Vögel, genossen
den Ausblick, die wärmende Sonne und die Stille der Natur. Vom Steg aus sahen wir zwei verschiedene Arten von
Seetauchern, einige Säger (gehören zur Familie der Enten) mit ihren typischen spitzen und gesägten Schnäbeln und
im flachen Wasser Lachse mit knallroten Körpern. Schließlich entdeckten wir noch im Wasser einen Marder, der
fleißig tauchte und sich einen verendeten Lachs schnappte.
Nachmittags liehen wir uns ein Kanu, um den weitläufigen See ein wenig auf eigene Faust zu erkunden. Das machte
Spaß und unterwegs entdeckten wir hoch in den Bäumen einen Bald Eagle (Weißkopfseeadler). Den schönen Tag ließen
wir wieder gemütlich am Lagerfeuer ausklingen. Dafür hatten wir uns beim Besitzer Hans-Peter nochmal eine Schubkarre
mit Holz besorgt. Wir wussten ja nicht, ob sich nochmal die Gelegenheit für ein Lagerfeuer ergeben würde und hier
war dafür alles perfekt.
Tag 20: Weiterfahrt nach Whistler über Lillooet, Joffre Lakes Provincial Park
Nach einer ruhigen und sternklaren Nacht brachen wir in Richtung Whistler auf. Vorher gönnten wir uns noch eine Dusche. So
gute sanitäre Einrichtungen wir hier, würden wir bestimmt nicht mehr bekommen. Der Abschied fiel uns nicht leicht, denn
dieser Campground gefiel uns mit Abstand am besten. Hier fühlten wir uns sehr wohl. Nachdem wir noch unseren Wasservorrat
aufgefüllt und die Abwassertanks entleert hatten, ging es auf dem Fishing Highway (Hwy 24) bis nach 93 Mile House, von
da über den 97-er über Clinton nach Lillooet, wo wir tankten und mal wieder mit Burger und Fries eine Mittagspause
einlegten. Bis Whistler waren es insgesamt 350 Kilometer. Unterwegs gab es dann noch ein paar Fotostopps, unter
anderem beim Joffre Lakes Provincial Park. Zum ersten See gelangt man über einen kurzen Pfad, wo man einen tollen
Ausblick über den See bis zu den schneebedeckten Berggipfeln hat.
Whistler, teurer Campground, Weiterreise zum Porteau Cove Provincial Park
Endlich erreichten wir Whistler, wo wir auf dem Riverside RV Resort einen Platz mit Full Hook-Up fanden, leider mit
65 CAD der teuerste Campground der ganzen Reise. Sämtliche Wege waren geteert und eine Hochspannungsleitung führte
in knapp 100 Metern vorbei. Kein Vergleich zum vorigen Ort. Wenigstens hatten wir Strom und kostenloses WiFi und
für eine Nacht war es okay.
Gegen Morgen fing es an zu regnen. Nach dem Frühstück ging es wieder auf dem Sea-to-Sky Highway (Hwy 99) Richtung Vancouver. Da wir
am kommenden Tag zwischen 9 und 11 Uhr den Camper in Abbotsford zurückgeben mussten, wollten wir die letzte Nacht
in der Nähe von Vancouver verbringen. In der Vorplanung hatten wir uns den Porteau Cove Provincial Park ausgesucht,
der am Howe Sound liegt und an dem auch der Highway 99 vorbeiführt. Leider war der Himmel grau und es regnete während
der ganzen Fahrt. Wir bekamen einen Stellplatz mit Strom aber ohne Wasser (43 CAD). Da es fast den Rest des Tages
regnete, drehten wir nur eine kurze Runde über den Campingplatz. Soweit möglich packten wir am Nachmittag unsere
Habseligkeiten zusammen und begannen mit der Endreinigung. Der Camper sollte vollgetankt, mit leeren Abwassertanks
und einigermaßen sauber übergeben werden. Lebensmittel die angebrochen waren oder die wir nicht mehr benötigten,
warfen wir schweren Herzens in den Müll. Das nicht angebrochene Lebensmittel auch beim RV-Vermieter abgegeben
werden können, erfuhren wir erst am nächsten Tag.
Tag 21: Adieu Camper, Rückgabe unseres liebgewonnenen Reisegefährts
Am nächsten Morgen holte uns der Wecker frühzeitig aus dem Schlaf. Wir hatten ihn auf 6:30 Uhr gestellt, damit wir
rechtzeitig in Abbotsford sind. Nach dem letzten Frühstück räumten wir noch die Küche auf und brachten den restlichen
Müll weg. Bevor es wieder auf den Highway 99 ging, galt es noch ein letztes Mal die Abwassertanks (5 CAD extra)
zu entleeren. Dank unseres Navis kamen wir gut durch Vancouver, nur einmal bogen wir falsch ab. In Abbotsford
steuerten wir noch eine Tankstelle an, bevor wir uns auf dem Hof von Four Seasons in die Reihe der zurückgegebenen
Wohnmobile stellten.
Die Rückgabe gestaltete sich genau so unkompliziert, freundlich und professionell wie die Übernahme. Wir konnten
dann unsere restlichen Sachen wieder in den Trolley packen, den wir beim Vermieter hinterlegt hatten und schon
bald brachte uns ein Shuttle zurück nach Vancouver ins Sandman Hotel. Nachdem wir uns im Moxie's mit einem Burger
gestärkt hatten, machten wir uns auf den Weg zur Metrostation und fuhren nach Vancouver Downtown bis zur Haltestelle
Granville, um etwas zu bummeln. Inzwischen war das Wetter etwas besser geworden und wir flanierten entlang
der Robson Street mit ihrem Mix aus großen und kleinen Geschäften, Cafés und Restaurants. Bei Vans kaufte ich
mir zwei karierte Baumwollhemden, die in Kanada etwa 35 % billiger waren, als in Deutschland.
Tag 22: Letzter Tag in Vancouver, Granville Island, Kitsilano, Gastown
Den letzten Tag nutzten wir nochmal ausgiebig für die Besichtigung einiger Bezirke, die wir noch nicht kannten. Das Wetter
war wieder sonnig und angenehm warm für den ersten Tag im Oktober. Wir fuhren bis zur Haltestelle Olympic Village
und schlenderten durch den Charleston Park, von wo man einen schönen Blick über den False Creek hinüber zur Skyline
von Vancouver hat. Ein Fußweg führte uns weiter entlang am Meer bis Granville Island, mit seinen vielen kleinen
Läden, Manufakturen, Cafés und dem Public Market. Auch heute am Sonntag waren alle Geschäfte geöffnet. Unser
Favorit war der Public Market mit seinem großen Angebot an frischem Obst, Gemüse, Backwaren, Fleisch und Fisch
sowie diverser Speisen. Ein Fest für die Sinne.
Nach einem Abstecher in den Stadtteil Kitsilano ging es wieder zurück und über die Granville Bridge bis ins
Stadtzentrum nach Yaletown. Von der Brücke hatten wir einen herrlichen Rundumblick auf die Stadt und die umliegenden
Berge. Von Yaletown nahmen wir die Metro bis zur Waterfront, wo wir eine letzte Runde durch Gastown drehten,
bevor wir uns auf den Rückweg zum Hotel machten. An der Rezeption klärten wir den kostenlosen Transport mit dem
Shuttlebus zum Flughafen. Uns wurde empfohlen, 3 Stunden früher dort zu sein. Die Fahrt für die 5 Kilometer
bis zum Flughafen dauert circa 15 bis 20 Minuten. Auf unserem Zimmer konnten wir noch den Online Check-In
machen, sowie unsere Sitzplätze ändern. Den Boarding Pass ließen wir uns aufs Smartphone schicken.
Tag 23: Rückflug nach Deutschland
Der Shuttle brachte uns am nächsten Tag pünktlich zum Flughafen, wo wir noch eine Kleinigkeit aßen und die
Zeit bis zum Abflug in angenehmer Umgebung mit Lesen verbrachten. Der Flughafen besticht durch ein großes
Meerwasseraquarium und beeindruckende Skulpturen indigener Künstler. Der Abflug war dann um 16:20 Uhr und
dieses Mal konnten wir sogar etwas von den Rocky Mountains sehen.
Fazit der Reise
Mit unserem Camper sind wir insgesamt 3250 Kilometer gefahren und haben dabei unterschiedliche und grandiose
Landschaften gesehen. Für uns war das Wohnmobil die ideale Lösung, es bot auch genügend Platz im Innenraum.
Selbst wenn es kitschig klingt, wir hatten ein wenig das Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Für uns war es ein großartiges
Erlebnis. Hier verschwand der Alltag sozusagen im Rückspiegel unseres Wohnmobils. Mit dem Camper waren wir unabhängig,
konnten viel sehen und entspannt fahren. Wir haben es genossen anzuhalten wo und wann immer wir wollten. Vor allem in den Rocky
Mountains spürten wir die endlose Weite und Stille der Natur. Wer die Natur mag und einheimische Tiere hautnah
erleben will, ist in Kanada genau richtig.
Erinnerungen an eine Reise verbinden wir auch immer mit Menschen, denen wir unterwegs begegnen. So konnten wir
mit Kathy und Peter die wunderbare Unterwasserwelt des Nordpazifiks entdecken, sehen wie sie leben und in langen
Gesprächen mehr über Kanada erfahren. Tauchen in Kanada war ein einmaliges und faszinierendes Erlebnis, das wohl
die wenigsten Kanada-Reisenden mit uns teilen.
Wir hatten unser Navi, einen Reiseführer (Lonely Planet) und eine Landkarte von British Columbia dabei. Was uns
einige Male fehlte, war ein spezieller Reiseführer für Camper. Sollte es uns noch einmal nach Kanada verschlagen,
dann wären wir auf jeden Fall wieder mit einem RV unterwegs. Allerdings würden wir unsere Route abkürzen und
mehr Zeit an einem Ort verbringen, um ausgedehnte Wandertouren oder ähnliches zu unternehmen. Auf Vancouver
Island könnte man allein drei Wochen bleiben, ohne dass Langeweile aufkommt.
Kosten für den Camper
Abschließend wollen wir für interessierte Leser ein paar Anhaltspunkte geben, wie hoch die Kosten für das Wohnmobil
waren. Wir hatten es vom 11. - 30. September (19 Übernachtungen) gemietet. Davon fielen 9 Tage in die Hauptsaison
(140 CAD pro Tag) und die restlichen 10 Tage in die Nachsaison (65 CAD pro Tag). Dazu hatten wir die CDR-Versicherung
(25 CAD pro Tag) für die Reduktion des Selbstbehalts auf 750 CAD je Schadensfall. Zu den 1900 Freikilometern haben
wir noch 1600 Km dazu gebucht, so dass wir die von uns geschätzten 3500 Kilometer hatten. Hinzu kam der Transport
vom Hotel nach Abbotsford und retour, zwei Klappstühle und zwei Convenience Kits (Geschirr, Werkzeug, Besteck etc.).
Alles in allem haben wir dafür 3.796,80 CAD bezahlt, was 2.506,98 Euro entspricht, zum damaligen Wechselkurs.
Wir hatten einen Ford E350 (C-Small) mit V8-Motor, der circa 20 bis 25 Liter Normalbenzin pro 100 km benötigte.
Wir haben darüber nicht Buch geführt, aber dafür kam noch ein nicht unerheblicher Betrag für Spritkosten dazu.
Unsere grobe Schätzung liegt bei 625 Euro.